Zeit und Wandel Bewegtes Leben in bewegter Zeit
Ingrid Guntenhöners Lebensgeschichte wirft mehr als nur ein Schlaglicht auf die deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Durch die Haltung ihrer Mutter, die sich vom Engagement bei der NS-Frauenschaft ein besseres Vorankommen verspricht, wird die 1929 geborene Ingrid in besonderer Weise dem Einfluss der Nazis ausgesetzt und besucht mit der Napola Kolmarberg sogar eine der seltenen NS-Eliteschulen für Mädchen. Nach Kriegsende muss die nunmehr Sechzehnjährige völlig umdenken. Während sie das deutsche Wirtschaftswunder miterlebt und vom einfachen Bürofräulein bis zur selbstständigen erfolgreichen Geschäftsfrau mitgestaltet, während jeder Phase ihres Lebens begleitet die zweifache Mutter und dreifache Großmutter ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Frage: „Was ist eigentlich wahr?“
Guntenhöner, Ingrid: Zeit und Wandel. Bewegtes Leben in bewegter Zeit.
ISBN: 978-3-937772-27-1, TB, 172 Seiten, zahlr. Abb. historischer Aufnahmen, 14,90 Euro
„Ich weiß nicht mehr genau, wann meine Mutter eines Abends ganz elektrisiert von einem Treffen der Frauenschaft nach Hause kam, es muss im Frühjahr oder Frühsommer 1941 gewesen sein, denn ich war zwölf Jahre alt. Sie hatte dort einen Vortrag über eine neue, im Aufbau befindliche Schule für Mädchen in Luxemburg gehört. „Da melden wir dich an!“, rief sie enthusiastisch aus. „Wenn du die Aufnahmeprüfung bestehst, hast du später ganz tolle berufliche Aussichten.“ Sie schwärmte mir weiter vor von dieser Schule, sie sollte in einem Schloss untergebracht sein, die Schülerinnen dürften Auslandsreisen machen - also das hörte sich für mich mehr nach Märchen als nach Schule an…“
Als Kind hatte Ingrid Guntenhöner schwarze Haare. Im Archiv der Schule wurde sie aber als dunkelblond geführt: So sahen es die Nazis lieber. Die heute 85-Jährige besuchte mit der Napola Kolmarberg eine der seltenen NS-Eliteschulen für Mädchen. Die Germanistin Ruth Damwerth hat ihre Geschichte aufgeschrieben. Es ist die erste Biografie einer Napola-Schülerin.
Westfälische Nachrichten vom 16.04.2015 über „Zeit und Wandel“