Lebensgeschichten

erinnert... erzählt... aufgeschrieben!

Heimat in Holzkisten

Elke Schütz wird 1975 im rumänischen Arad nahe der ungarischen Grenze geboren. Sie gehört zu den „Banater Schwaben“, einer Volksgruppe, deren Vorfahren überwiegend aus Süddeutschland stammen und von der österreichischen Monarchie Ende des 17. Jahrhunderts in dieser Gegend angesiedelt worden waren. Nach der blutigen Revolution 1989, die sie hautnah miterlebt, verlässt ihre Familie Hals über Kopf das Land, um nach vielen Generationen in die „alte Heimat“ zurückzukehren, ein Land, das die Vierzehnjährige nie zuvor betreten hat.
Im Corona-Sommer an ihrer üblichen Sommer-Reise nach Rumänien gehindert, begibt sich die Autorin auf eine gedankliche Reise - zurück nach Rumänien, zurück in die Vergangenheit.

Elke Schütz: Heimat in Holzkisten. ISBN: 978-3-937772-43-1. TB 140 Seiten, 13,90 Eur

„Es gibt mehrere Ereignisse, die ich in der Chronologie nicht richtig auseinanderhalten kann, weil die Erinnerung an diese Tage sich wie ein großer emotionaler Klumpen aus Trauer, Angst und Hoffnung auf etwas Neues und Besseres anfühlt. Es passierten verrückte Dinge, die den Horizont unseres kleinen abgelegenen Dorfes ganz plötzlich auf bedrohliche Art öffneten. Eines Tages fuhr eine Kolonne von Panzern durch unser Dorf. Mit ihrem massiven Gewich zerstörten sie den sowieso schon vo Schlaglöchern gespickten und notdürftig geflickten Straßenbelag. Aber das war in diesem Moment natürlich nebensächlich. In und auf den Panzern saßen Soldaten und da mittlerweile klar war, dass sie uns beschützen und nicht töten würden, liefen die Dorfbewohner in ihre Häuser, schnürten Päckchen mit Brot, Wurst und Resten vom selbst gebackenen Weihnachtskuchen und warfen sie den Soldaten auf ihren Panzern zu. Noch heute bescheren mir diese Erinnerungen Gänsehaut. Die Freude der Soldaten war enorm und die Menschen hatten so das Gefühl, etwas zur Befreiung von der Diktatur beitragen zu können.“

„Woher kommst du nochmal“, die nervige Frage, mit der alle Aussiedler einst konfrontiert waren oder immer noch sind, ist für Elke Schütz Anlass, sich tatsächlich der Frage zu stellen, woher sie kommt und was an ihr anders ist als an den Menschen, mit denen sie nach der Ausreise vermeintlich als „Deutsche unter Deutschen“ zusammenlebt…“

„Die Heimat in Holzkisten zwischen den Welten“: Banater Post vom 15.3.2024