Lebensgeschichten

erinnert... erzählt... aufgeschrieben!

Lebensgeschichten, die im biografieVerlag erschienen sind – natürlich nur der Teil, den die Erzählenden zur Veröffentlichung freigegeben haben. Daneben gibt es eine größere Zahl von Lebensgeschichten, die nur für Familie und Freunde gedruckt wurden und nicht gezeigt werden.

Alle Bücher (soweit sie nicht als vergriffen gekennzeichnet sind) können Sie in jedem Buchgeschäft, bei einem online-Buchhändler oder per email direkt beim Verlag portofrei bestellen.

Was Sie neben den Büchern auch sehen: mittlerweile ganz schön viel Erfahrung…

Tagebuch, geführet seit dem 20ten Juli 1800 nebst Verzeichnis aller mitgemachten Gefechte, Treffen und Schlachten.


„Ich, Franz Seraph Bedall, trat mit Genehmigung und Einverständnis meiner guten Eltern den 20ten Juli 1800, also mit 19 Jahren, in das bayrische Kriegsheer und wurde zu Amberg in der obern Pfalz im damals da gelegnen Infanterieleibregiment  als Volontair eingereiht.“ Mit diesen Worten beginnt ein Kriegstagebuch, das nicht nur aufgrund seines Alters, sondern auch aufgrund der Dichte der Erzählungen den Leser in seinen Bann zieht.
Neben Franz Seraph Bedalls Erinnerungen an Feldzüge, Schlachten und Kämpfe, die in das europäische Gedächtnis eingegangen sind, von Napoleons Feldzug gegen Russland 1812 bis hin zur Niederschlagung der Märzunruhen 1848, schildert sein Tagebuch auch den Alltag des Berufssoldaten, das Streben nach Auszeichnungen und Beförderungen und das kameradschaftliche Miteinander. Der Tagebuchtext wird durch Ordensabbildungen, Faksimiledrucken von zeitgenössischen Zeitungsartikeln und Tagebuchseiten sowie den Abbildungen huldvoller Gedichte seines Officierscorps ergänzt.
Franz Seraph Bedall gelingt der Aufstieg von einem „Gemeinen“ zum hochdekorierten Generalmajor. Er begegnet Napoleon persönlich und sitzt mit seinem „obersten Dienstherrn“, König Max II in Nymphenburg zu Tisch. Seine Aufzeichnungen sind daher nicht nur beeindruckende Lektüre, sondern auch ein Geschichtsbuch der besonderen Art.

Bedall, Franz-Seraph: Tagebuch, geführet seit dem 20ten Juli 1800 nebst Verzeichnis aller mitgemachten Gefechte, Treffen und Schlachten.
ISBN: 978-3-937772-16-5, Hardcover, 248 Seiten mit zahlr. Abb. und ausfaltbarem Stammbaum, 18,90 Euro

„Die Verwirrung war ohne Grenzen, die Armee löste sich sonach auf und das Elend im Rückzug zu beschreiben, finde ich keine Worte. Ohne Ruhe, vom Frost und Hunger gequält, von niemandem aufgenommen, war jeder sich selbst überlassen. Die Ortschaften waren von den Einwohnern verlassen, Brand und Verheerungen waren überall sichtbar und wir sammelten uns oft um einzelne brennende Häuser, um nur dem Erfrieren zu entkommen. In diesem elenden Zustande kamen wir am 10ten Dezember nachts an der Memel an. Ich hatte beide Füße erfroren, keine Fußbekleidung mehr, sondern musste, um meinen Weg fortsetzen zu können, diese mit grober Leinwand umwickeln, mit Spagat (Schnur) binden und in tiefstem Schnee damit fortwanken.“

Besondere Vorkommnisse: Keine. Erinnerungen eines Lehrers in der DDR.

„…ewiger Nörgler und Pessimist, nimmt durch mehr oder weniger staatsfeindliche Äußerungen zu nahezu allen Problemen eine oppositionelle Haltung ein…“  Diese Einschätzung eines Lehrerkollegen, der ihn als IM beobachtete, trifft ziemlich genau die Haltung  des Autors zur DDR.Als Jugendlicher war Hans-Dieter Waltz durch Nationalsozialismus und Krieg, an dem er sich ab der neunten Klasse aktiv zu beteiligen hatte, maßgeblich geprägt worden. Seine Hoffnung, endlich in einem freien Land leben zu dürfen, wurde mit der Entwicklung in Ostdeutschland zunichte gemacht. In seinen Erinnerungen lässt Waltz die Zeit des Nationalsozialismus, die Nachkriegsjahre und die DDR wieder lebendig werden und ermöglicht dem Leser insbesondere einen Einblick in Alltag und Entwicklung von Schule in der DDR.Nach der politischen Wende wirkte der promovierte Chemiker bei der Gestaltung der neuen demokratischen Ordnung auf kommunalpolitischer Ebene in vielfältiger Weise mit, obwohl sein Alter ihm Grenzen setzte.2001 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse geehrt.

Waltz, Hans-Dieter: Besondere Vorkommnisse: Keine. Erinnerungen eines Lehrers in der DDR.
ISBN 978-3-937772-18-9, Paperback, 280 Seiten, 24,90 Euro

Eine ebensolche Manie wie das Pläneschreiben stellte das Sitzungsunwesen dar. Was da gesessen und gesessen wurde – es war oft zum Verzweifeln. So mussten die Angelegenheiten des täglichen Arbeitens natürlich in wöchentlichen Dienstbesprechungen geregelt werden. Bedeutsame Dinge, insbesondere solcher grundsätzlicher Natur (welche waren nicht grundsätzlicher Art?), wurden im „Pädagogischen Rat“, der uns so alle sechs bis acht Wochen erfreute, abgehandelt. Hier hatte der Schulleiter eine meist weidlich ausgenutzte Möglichkeit, den Stand der politisch-ideologischen Entwicklung von Schülern, Lehrern und ganzen Klassen darzulegen, Vorschläge (verbindlich) zur Verbesserung der Arbeit zu machen und ausgiebig Kritik an unzureichend tätigen Kollegen zu üben. Selten kam man ungeschoren davon. (…)
So manches Problem konnte nur durch alle Kollegen einer Stufe geregelt werden, eine Stufenkonferenz wurde einberufen, so drei-, bis viermal im Jahr. Unterrichtete man in mehreren Stufen, bedeutete das zehn, zwölf weitere Sitzungen.
An jeder Schule hatte ein Fachzirkel, in dem alle Lehrer des betreffenden Faches mitwirken mussten, die Angelegenheiten eines Faches zu koordinieren, alle vier Wochen tagte dieser. Da jeder mehrere Fächer gab, kamen weitere acht Versammlungen im Jahr zusammen. Da es auch auf der Kreisebene solche Zirkel gab, denen die meisten Lehrer zugeteilt worden waren, durfte man auch dort so fünf- oder sechsmal erscheinen.
Das wichtigste Rüstzeug für die tägliche Arbeit erhielt jeder im Parteilehrjahr, das alle vier Wochen besucht werden musste. Zum Parteilehrjahr hatte man sich schriftlich vorzubereiten. (…)
Selbstverständlich forderten auch andere Organisationen ihr Recht auf Zusammenkünfte, so die Schulgruppe der DSF, der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, denn wem war die Freundschaft mit den Sowjetmenschen nicht eine Herzensangelegenheit, über die zu sprechen war? (…)
Da ein Lehrer kaum sachgerecht tätig sein konnte, ohne angeleitet zu werden, kamen zu den sonstigen Sitzungen noch solche hinzu, die der Anleitung für die abzuhaltenden Versammlungen dienten…“

Einwurf. Ein Sendenhorster erzählt Geschichte(n)

Heinz Höne wird am ersten Tag des Jahres 1929 über der Colonialwaren Handlung seiner Eltern in Sendenhorst geboren. Kindheit und Jugend im Ort schildert er so lebendig, dass der Leser in die Atmosphäre des Vergangenen eintaucht und meint, das Klappern der Holzschuhe auf dem Kopfsteinpflaster und die Rufe der Kinder beim „Verkloppen“-Spielen selber zu hören.Auf Drängen seines Lehrers wechselt der Vierzehnjährige auf die Lehrerbildungsanstalt Wadersloh, eine nationalsozialistische Ausleseschule, von der aus er sich gemeinsam mit allen Klassenkameraden Ende 1944 zur Wehrmacht meldet. Seine Erlebnisse auf dieser Schule und im Krieg machen ihn zu einem Zeitzeugen der besonderen Art.
Nach diesen Erfahrungen ebnet der Fußball ihm den Weg zurück in die Ortsgemeinschaft und in das „normale“ Leben. Er besucht die nach Sendenhorst ausgelagerte münstersche Ausweich-Oberschule und verdient das Schulgeld im Straßenbau, im Steinwerk und mit „Balkenbrand“. 1952 wird er mit der Sendenhorster Fußballmannschaft Münsterlandmeister. Sein Ehrgeiz erschöpft sich aber nicht im Sport sondern trägt auch dazu bei, dass Heinz Höne noch als dreifacher Vater die Sicherheit des Beamtendaseins verlässt und sich selbstständig macht.

Höne, Heinz: Einwurf. Ein Sendenhorster erzählt Geschichte(n).
ISBN 978-3-937772-26-4, TB, 174 Seiten, 14,90 EUR

„In einem Haus mit Laden groß zu werden, ist etwas ganz Besonderes. Als ich ein kleiner Junge war, übte der Verkaufsraum mit seinen Gerüchen, den Gesprächen und meiner Mutter hinter der Theke eine große Anziehungskraft aus. Fast noch lieber war mir allerdings, wenn er still und verlassen da lag und niemand die Bonbongläser überwachte, die ordentlich aufgereiht bunt leuchtend auf Kundschaft warteten…“

Immer wieder brachte Ruth Damwerth in Fußnoten Heinz Hönes Erinnerungen in historische Kontexte. So wird beim Lesen eben auch die perfide Strategie der Nazis deutlich…

Westfälische Nachrichten vom 25.01.2014 über „Einwurf. Ein Sendenhorster erzählt Geschichte(n)“

Zeit und Wandel Bewegtes Leben in bewegter Zeit

Ingrid Guntenhöners Lebensgeschichte wirft mehr als nur ein Schlaglicht auf die deutsche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Durch die Haltung ihrer Mutter, die sich vom Engagement bei der NS-Frauenschaft ein besseres Vorankommen verspricht, wird die 1929 geborene Ingrid in besonderer Weise dem Einfluss der Nazis ausgesetzt und besucht mit der Napola Kolmarberg sogar eine der seltenen NS-Eliteschulen für Mädchen. Nach Kriegsende muss die nunmehr Sechzehnjährige völlig umdenken. Während sie das deutsche Wirtschaftswunder miterlebt und vom einfachen Bürofräulein bis zur selbstständigen erfolgreichen Geschäftsfrau mitgestaltet, während jeder Phase ihres Lebens begleitet die zweifache Mutter und dreifache Großmutter ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Frage: „Was ist eigentlich wahr?“

Guntenhöner, Ingrid: Zeit und Wandel. Bewegtes Leben in bewegter Zeit.
ISBN: 978-3-937772-27-1, TB, 172 Seiten, zahlr. Abb. historischer Aufnahmen, 14,90 Euro

„Ich weiß nicht mehr genau, wann meine Mutter eines Abends ganz elektrisiert von einem Treffen der Frauenschaft nach Hause kam, es muss im Frühjahr oder Frühsommer 1941 gewesen sein, denn ich war zwölf Jahre alt. Sie hatte dort einen Vortrag über eine neue, im Aufbau befindliche Schule für Mädchen in Luxemburg gehört. „Da melden wir dich an!“, rief sie enthusiastisch aus. „Wenn du die Aufnahmeprüfung bestehst, hast du später ganz tolle berufliche Aussichten.“ Sie schwärmte mir weiter vor von dieser Schule, sie sollte in einem Schloss untergebracht sein, die Schülerinnen dürften Auslandsreisen machen - also das hörte sich für mich mehr nach Märchen als nach Schule an…“

Als Kind hatte Ingrid Guntenhöner schwarze Haare. Im Archiv der Schule wurde sie aber als dunkelblond geführt: So sahen es die Nazis lieber. Die heute 85-Jährige besuchte mit der Napola Kolmarberg eine der seltenen NS-Eliteschulen für Mädchen. Die Germanistin Ruth Damwerth hat ihre Geschichte aufgeschrieben. Es ist die erste Biografie einer Napola-Schülerin.

Westfälische Nachrichten vom 16.04.2015 über „Zeit und Wandel“

Ich schreibe mein Leben Kriegsfolgen im Frieden. Frauen der Wende erzählen Familiengeschichten.


Wir wollen Geschichte(n) von Frauen hören, erzählen, wahrnehmen, wertschätzen. Das war eines der großen Anliegen bei der Gründung der Interkulturellen Frauen Netzwerk Universität Dresdens und ist es bis heute geblieben. An diesem Ort des Austausches und der Kreativität begegneten wir Autorinnen des vorliegenden Buches einander… und uns selbst.Standen zunächst Themen aus der Zeit der Friedlichen Revolution 89/90 und aus der DDR-Zeit, die wir bunter und vielgestaltiger erlebt hatten, als häufig darüber berichtet wurde, im Zentrum unserer Gespräche, wurde uns bald deutlich, dass wir auch von Geschichte(n) geprägt waren, die wir gar nicht selber erlebt hatten: der Nazizeit und der Zeit zweier Weltkriege. Wir fragten uns: Was hatten unsere Großmütter und Großväter, unsere Mütter und Väter erlebt oder getan, wie haben diese oft verdrängten und verschwiegenen Ereignisse Leben, Ansichten und Erziehungsmethoden beeinflusst und welche ihrer Ängste und Verhaltensweisen haben sie bewusst oder unbewusst an uns, die Kriegskinder- bzw. Kriegsenkelgeneration weitergegeben? Sechs Frauen stellen in sehr unterschiedlichen Texten die Ergebnisse ihres Rückblicks in ein Jahrhundert (ost)deutscher Geschichte vor. Entstanden sind faszinierende historische Dokumente, aber auch Berichte von Heilung. Heilung von Wunden, die vorhergegangene Generationen schlugen oder ihnen geschlagen wurden und die uns nach wie vor schmerzten.„Wir hören einander in die Existenz hinein“, sagt die nordamerikanische Theologin Nelle Morton. Übertragen auf dieses Buch heißt das: Wir lesen uns selbst in ein neues Verstehen unseres Lebens.

Riedel-Pfäfflin, Ursula, Andrea Siegert und Heidrun Novy (Hrsg.): Ich schreibe mein Leben. Kriegsfolgen im Frieden. Frauen der Wende erzählen Familiengeschichten.
ISBN: 978-3-937772-28-8, 300 Seiten, 19,90 EUR

„Als ich im Jahr 1964 geboren wurde, lag das Ende des Zweiten Weltkrieges 19 Jahre zurück. Als ich zehn war, waren es schon 29 Jahre seit Kriegsende, das Dreifache des Lebens einer Zehnjährigen - also ewig. Mit mir, so schien mir, hatte der Krieg gar nichts mehr zu tun. Wir lebten in die Zukunft. Das Vergangene lag weit hinter uns. Die Bösen, d.h. die deutschen Faschisten, waren - so erfuhren wir - nach Westdeutschland geflüchtet und sie saßen dort wieder auf hohen Posten. Wir waren die Guten. Wir bauten ein Land auf, so hörten wir, in dem es keine Ausbeutung, kein Arm und Reich, kein Privateigentum gab. Wir lernten in der Schule, dass wir als Deutsche riesige Verbrechen an anderen Völkern zu verantworten hatten. Von deutschem Boden sollte nie wieder ein Krieg ausgehen. Dafür standen wir. Die Generation meiner Eltern sollte den Sozialismus aufbauen und meine Generation würde dann bereits den Kommunismus gestalten. Das war unser Auftrag. Mein Jahrgang 1964 war der geburtenstärkste Jahrgang in der deutschen Nachkriegsgeschichte im Osten wie im Westen. Wir waren 33 Kinder in der Schulklasse. Mein Name war einer der beliebtesten Namen für die 1964 geborenen Mädchen neben Kathrin, Annette und Sabine. Die häufigsten Jungennamen waren Thomas, Steffen, Michael und Frank. Wir waren immer viele. Uns gehörte die Zukunft…“