Arnold Munter. Ein biografisches Geschichtsbuch
Es gibt Biografien, gegen die ist jedes Geschichtsbuch langweilig. Arnold Munters Lebensgeschichte gehört dazu. 1912 im Berlin der Kaiserzeit geboren, erlebt er nahezu alle Ereignisse die das „deutsche“ Jahrhundert geprägt haben, hautnah mit. Dabei ist er nie nur Beobachter. Jedes der politischen Systeme, die er in seinem Leben kennen lernt, versucht er mitzugestalten - oder zu bekämpfen. Dadurch erlebt er jede Epoche ganz bewusst. Sein ungewöhnliches Erinnerungsvermögen und seine lebendigen Schilderungen machen ihn neben seinem für die deutsche Geschichte geradezu exemplarischen Leben zu einem faszinierenden Zeitzeugen.
Ruth Damwerth: Arnold Munter. Ein biografisches Geschichtsbuch. ISBN: 978-3-937772-35-6; TB 268 Seiten, 18,90 Euro
„Die erste Sprengung fand am 6. September statt und wurde im vorderen Teil durchgeführt. Da ich ziemlich dicht dabei sein wollte, habe ich mit dem Sprengmeister abgemacht, dass ich mich hinter dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das dort noch stand, einem mächtigen Bronzeklotz, verstecken durfte, um so, aus der Deckung heraus, die Sprengung zu beobachten. Die Linden wurden weiträumig von der Volkspolizei gesperrt, denn es musste mit mächtigen Mengen Dynamit gearbeitet werden, die Grundmauern des Stadtschlosses waren bis zu fünf Metern dick. Die erste Sprengung erschütterte den Boden mächtig. Als die hochgeschleuderten Steinmassen und der Staub sich wieder etwas gelegt hatten, näherte ich mich der Sprengstelle. Auf einmal kam ein Auto angefahren, sowjetische Offizieren, alarmiert von der Explosion, sprangen heraus, kamen auf mich zu und protestierten: Warum sprengst du Schloss? Wir haben Kreml auch nicht gesprengt nach Revolution.` “
Damwerth setzt Munter mit ihrem Buch ein Denkmal. Wohl mit Recht – auch wenn man seine Ansichten nicht immer teilt und nicht jeden seiner Schritte nachvollziehen kann. Denn es sind letztlich Einzelschicksale, wie das Arnold Munters, die Geschichte greifbar und vor allem emotional nachvollziehbar machen.
Der Nordberliner vom 17.11.1994 über „Arnold Munter. Jahrhundertzeuge“
Ruth Damwerth, die Autorin, verarbeitet Munters Erzählungen sehr zurückhaltend. Und das ist ihr Verdienst. So läßt sie den Jahrhundertzeugen auf weiten Strecken frei und über ganze Seiten hinweg erzählen. In sehr persönliche Erinnerungen Munter fließen historische Fakten, der große „Hintergrund“, sozusagen. Auf diese Weise wächst das Werk über die bloße subjektive Sicht seines Protagonisten hinaus, es wird zu einer Betrachtung des 20. Jahrhunderts.
Pankower Anzeiger vom 25.11.1994 über „Arnold Munter. Jahrhunderzeuge“
Der 26jährigen Ruth Damwerth aus Münster ist gelungen, was nur einer unvoreingenommenen und von den Entwicklungen in beiden deutschen Staaten unbelasteten Autorin gelingen konnte. Mit wachem Interesse und verständnisvollem Spürsinn hat sie den Lebensweg Arnold Munters aufgezeichnet, hat ihn dabei zum großen Teil selbst zu Wort kommen lassen und in klugen Betrachtungen ein deutsches Geschichtsbuch geschrieben, das auch spannend zu lesen ist.
Neues Deutschland vom 22.02.1995 über „Arnold Munter. Jahrhundertzeuge“
Höhen und Tiefen, wie sie spannender und exemplarischer für das zerrissene Deutschland in diesem Jahrhundert kaum sein könnten - Damwerth verstand es, mehr als nur die Lebens-Chronologie eines Einzelnen daraus zu machen.
Westfälische Nachrichten vom 07.03.1995 über „Arnold Munter. Jahrhundertzeuge“